Kinder dürfen beim Gebet mit dem Pfarrer am Altar stehen. Sie teilen etwas
aus. Sie sammeln die Kollekte ein und bringen sie zum Altar. Sie halten ein
Plakat mit der Nummer des nächsten Liedes hoch. Sie kommen nach vorn, um im
Wechsel mit den Erwachsenen ein Lied zu singen oder einen Psalm zu beten. Bei
einer Taufe dürfen sie mit beim Taufstein stehen, evtl. den Taufstein schmücken
oder das Wasser eingießen. Bei jeder Fürbitte dürfen sie eine Kerze anzünden
oder einen Stein am Altar ablegen, bei jedem Dank eine Blume in eine Vase stecken.
Wird eine besondere Kollekte gesammelt, ist ein Opferumgang sinnvoll. Beim Abendmahl
stehen sie mit im Halbkreis vor dem Altar. Auch wenn sie „nur“ gesegnet werden,
ist der Weg nach vorn und das Stehen inmitten der Großen nicht nur äußere, sondern
auch innere Bewegung. Auch Erwachsenen tun bewegte und bewegende Gottesdienste
gut.
In der Kirche gibt es viel zu sehen.
Auch in der schlichtesten Dorfkirche gibt es etwas zu sehen: Bilder an Wänden,
in Fenstern oder auf dem Altar. Verzierte Kanzeln, schöne Orgelprospekte, manchmal
alte Grabsteine. Gewölbe und bemalte Decken und Emporen. Kruzifixe, Leuchter
mit Kerzen, Blumen, Paramente. Alles hat seine Bedeutung. Manches ist fremd
und rätselhaft. Kinder und Erwachsene können in Ruhe betrachten, anders als
bei den schnell laufenden Bildern im Fernsehen. Gut, wenn es auch im Ablauf
des Gottesdienstes etwas zu sehen gibt: Die Amtstracht des Pfarrers, seinen
Gang zu verschiedenen Orten, seine Gesten beim Grüßen, Segnen, Taufen, Abendmahl
spenden, die Bewegungen und Handlungen der Mitwirkenden, der Lektoren, Chorsänger,
Abendmahlshelfer, des Küsters. Wird das Evangelium von verschiedenen Sprechern
gelesen, die evtl. durch die Kleidung unterschieden sind oder von verschiedenen
Orten aus sprechen, oder wird während der Lesung ein Bild als Dia oder Poster
gezeigt, findet das Gehörte größere Aufmerksamkeit, auch bei Erwachsenen.
Mitmachen vertreibt Langeweile.
Spontan können Kinder beteiligt werden beim Singen ohne Gesangbuch. Sie können
einen Kanon oder einen Refrain auswendig mitsingen, dazu klatschen oder passende
Gesten machen. Manche Kinder antworten gern, wenn sie gefragt werden, z. B.
um Vorschläge für Dank oder Fürbitte oder was sie aus einer Erzählung verstanden
haben oder nach Dingen, die sie in der Kirche sehen. Wenn das Evangelium nicht
schwer zu verstehen ist und eindrücklich vorgetragen wurde, können Kinder für
die Zeit der Predigt die Aufgabe erhalten, an einem Tisch an der Seite die Geschichte
zu malen oder zu gestalten. Nach der Predigt zeigen sie ihr Bild der Gemeinde.
Andere Formen der Mitwirkung brauchen Vorbereitung: Kinder zeigen ein Krippenspiel,
ein Martinsspiel, ein Anspiel zur Predigt. Sie bringen Gaben zum Erntedankfest,
verbunden mit einem Satz. Sie decken den Altartisch am Beginn des Gottesdienstes.
Sie singen oder musizieren. Sie überreichen Kirchvorstehern zur Einführung Blumen.
Sie üben zu einem Psalm oder einer Geschichte einen Bewegungstanz ein. Sie zeigen
zur Predigt passende Bilder oder Gegenstände oder sind durch Wortbeiträge daran
beteiligt.
Auf den Punkt gebracht:
1. Kinder brauchen Bewegung, in der Kirche ist Platz dafür.
2. Kinder brauchen optische Eindrücke, es gibt viel zu sehen.
3. Kinder wollen beteiligt sein: Sie können singen, beten, loben, malen, Geld einsammeln, Dinge austeilen, Szenen spielen.
Veröffentlicht in „Gottesdienst mit Kindern in der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens“, TPI 2006