Anekdote

In der Konfirmandenstunde ging es um die Frage, ob es Gott überhaupt gibt und ob man ihn beweisen kann. Ich sagte: Man kann Gott nicht beweisen, aber auch nicht, dass es ihn nicht gibt.
Es gibt viele Hinweise auf Gott. Viele kluge Wissenschaftler glauben an Gott. Es macht Sinn, an Gott zu glauben. Aber die Konfirmanden hatten immer neue Argumente gegen Gott und bohrende Fragen. „Wir reden nächste Stunde weiter.“ Unbefriedigt ging ich nach Hause und überlegte die ganze Woche, wie ich glaubwürdiger von Gott reden könnte.
Die nächste Stunde begann ich: „Wir wollen unsere Diskussion fortsetzen, ob es Gott gibt.“ Aber die Konfirmanden sagten: „Das ist nicht nötig. Sie haben uns überzeugt.“
Vielleicht hatten sie testen wollen, ob ich selbst wirklich an Gott glaube.

Im Kirchgemeindehaus, in dem wir wohnten, hatten wir einen Jugendkeller eingerichtet. Es waren nicht die frommen Jugendlichen, die diesen Keller bevölkerten, sondern mehr solche, die mit Kirche nichts am Hut hatten. Es gab Alkohol-, Drogen- und andere Probleme. Eines Tages ging ich durchs Haus mit einer Bibel in der Hand. Einer, der uns oft Ärger gemacht hatte, fragte: „Ist das eine Bibel? Kann ich mal reinschaun?“ Ich gab ihm die Bibel. Er blätterte und rief plötzlich: „Da steht ja mein Name drin: Daniel!“ - „Ja,“ sagte ich, „du kommst in der Bibel vor.“



Wann ich das höchste Lob für einen Gottesdienst bekommen habe?
Nach einer Kinderkirche von einem geistig behinderten neunjährigen Jungen.
Beim Verabschieden fragte er: „Ist die Kinderkirche schon zu Ende?“
Als ich bejahte, sagte er: „Mist!“ Nach kurzem Nachdenken: „Ist morgen wieder Kinderkirche?“
Das musste ich verneinen. Er wiederholte: „Mist! Mist!“ Ich sagte, dass in einem Monat wieder Kinderkirche ist.
Daraufhin der Junge: „So lange noch. Mist! Aber da komme ich!“

Wie der schwarze König Melchior an unsere Krippe kam Zu Weihnachten war unsere Wohnung immer ausgebucht, also „kein Raum in der Herberge“. Meine Mutter, die Kinder und sonstige Gäste hatten eine der Christvespern am Nachmittag besucht, ich aber hatte 23 Uhr noch einmal Dienst. Nach der Mitternachtsmette stand noch ein Grüppchen vor der Kirchentür, als ich diese abschloss. Darunter war ein afrikanischer Gastarbeiter, der einen Freund in Meerane besuchen wollte, ihn aber nicht angetroffen hatte. Jetzt war es Mitternacht, und er hatte kein Quartier. Auch die Umstehenden konnten ihn nicht aufnehmen. Meine Frau lud ihn ein, mit zu uns zu kommen. Platz zum Übernachten war aber nur noch im Wohnzimmer, wo bereits meine Mutter auf der Couch schlief, auf einer Matte neben Christbaum und Krippe. Antonio war kein König, der Geschenke an die Krippe brachte. Aber es entstand eine jahrelange Freundschaft, die an der Krippe begonnen hatte.



Von meinem Trabi 500 kann ich viele Anekdoten erzählen. Meine Großkusine Helene, Krankenschwester, hat ihn mir geschenkt: „Du sollst dir nicht auf dem Motorrad die Nieren kaputt machen.“ Genauer gesagt, sie hat mir 10000 Mark geschenkt. Davon hatte ich noch kein Auto. Kfz-Meister Ritter hatte einen neun Jahre alten Trabant neu aufgebaut und hat ihn mir zum Neupreis verkauft, ein Schnäppchen. 16 Jahre habe ich ihn gefahren.
Ziemlich am Anfang passierte Folgendes: Mitten in der Fahrt blieb das Auto plötzlich stehen. Ich war ratlos. Aber Gott schickte mir einen Engel, ein Motorradfahrer hielt an. Er war Kfz-Schlosser. Er sah die Zündkerzen nach, suchte noch eine Weile nach möglichen Fehlern, bis er schließlich fragte: Kommt denn überhaupt Benzin an? Ich hatte den Reservehahn nicht umgestellt. Er schwang sich auf sein Motorrad und rief mir zu: „Kannst Paster werd'n!“





Die Bergkirche Beucha steht hoch über dem Steinbruch auf dem Felsen und lohnt einen Besuch. Ihre Fenster reichen bis ein Meter über den Boden, und die Fensternischen verleiten Kinder zum Klettern. Das geschah auch während eines Gottesdienstes, den ich vertretungsweise dort zu halten hatte. Leider störte es die Andacht, dass zwei Kinder abwechselnd durch die Fenster hereinschauten.
Vor der Predigt entschloss ich mich, etwas zu tun. Ich gab den Kindern durch Zeichen zu verstehen, sie sollten hereinkommen. Statt mit der Predigt zu beginnen, führte ich die beiden 8-9Jährigen durch die Kirche und erklärte ihnen Altar, Kanzel, Taufstein. Für sie war das alles neu. Dann sagte ich: „Ihr könnt jetzt wieder gehen, aber ihr dürft auch noch ein Weilchen bleiben.“ Sie setzten sich in die erste Bank. Kurz vor Schluss schlichen sie leise davon. Am Ausgang sagte eine Frau: „Schön, wie Sie uns die Kirche erklärt haben. Danke.“